Laut den Ausführungen von Eichberg* von der Deutschen Sporthochschule Köln sind in Europa 13 % der Menschen im Alter von über 65 Jahren von der Alzheimer-Demenz betroffen, bis zum 90. Lebensjahr steigt der Anteil auf ein Drittel (33 %). Insgesamt sind in Europa fast 6 Millionen Menschen an Demenz erkrankt, Tendenz steigend. Und die Angst vor der nachlassenden Gehirnfunktion ist hoch: In einer Umfrage geben 31 % der Menschen an, dass sie vor der Demenz mehr Angst hätten als vor dem Tod.

Was passiert über den Lauf der Jahre im Hirn, was kennzeichnet den Alterungsprozess?

Grundsätzlich laufen in Körper und Hirn eine Vielzahl an Prozessen ab, die über die Jahre zunehmend „etwas unrunder“ und nicht mehr so ökonomisch wie in der Blüte des Lebens ablaufen. Die Herz-Kreislauf-Funktion nimmt mit steigendem Alter ab, Gelenke sind nicht mehr so „geschmiert“ und können zunehmend Beschwerden machen, es gibt Einschränkungen in der Wahrnehmung etc. Speziell im Hirn ist der Alterungsprozess gekennzeichnet durch eine geringere Durchblutung, Schrumpfung des Cortex (= Großhirnrinde) sowie der Nervenzellen und Zellfortsätze. Bereits hier wird (laut der Ausführungen von Eichberg) deutlich, wie eng die körperlichen und geistigen Leistungen zusammenhängen und sich Veränderungen in beiden Bereichen gegenseitig beeinflussen. Die gute Botschaft dabei: Genauso wie sich der körperliche Rückgang deutlich aufhalten lässt und die körperlichen Funktionen bis ins hohe Alter äußerst gut auf ein Training ansprechen, so lassen sich auch die Hirnfunktionen ideal bis ins hohe Seniorenalter trainieren. Laut Perlmutter* dachte man noch bis vor kurzem, dass die Neubildung von Nervenzellen im Hirn nur in der ersten Lebensphase möglich ist. Inzwischen weiß man aber, dass die Neuronen immer formbar, unvollendet und veränderlich sind. Das Wachstumshormon für das Gehirn (= BDNF), das eine Schlüsselrolle bei der Neubildung von Neuronen hat, schützt auch die vorhandenen Nervenzellen und fördern die Neuvernetzung.

Die gute Botschaft daran: Bewegung und Aktivität, vor allem aerobe Belastungen, fördern die Bildung von BDNF, d.h. die positiven Wirkungen von sportlicher Aktivität spielen sich direkt im Gehirn ab!

In der MoCog-Studie von Eichberg beispielsweise zeigten sich Verbesserungen im Kurzzeitgedächtnis, die Aufmerksamkeitsleistung und das Arbeitsgedächtnis von Alzheimer-Patienten war signifikant höher. Trainiert wurde in dieser Studie 3x/Woche 60 min, es gab an Intervention eine Ausdauer- und eine Kraftsportgruppe sowie eine Kontrollgruppe ohne Sport. In der Ausdauersportgruppe zeigten sich eher Verbesserungen in der geistigen Flexibilität (z.B. Zahlenverbindungen), in der Kraftsportgruppe mehr im Bereich des Kurzzeitgedächtnisses (z.B. Erinnern an Wegpunkte).

Eine weitere wegweisende Studie zur Effektivität der Bewegung für den Gedächtnisverlust in Kombination mit einer gesunden Ernährung wurde im März 2015 in der renommierten Medizinzeitschrift „The Lancet“ veröffentlich: An der finnischen Studie* nahmen 1.260 Menschen im Alter von 60 bis 77 Jahren teil. Die Kernbotschaft des Forscherteams: Mit viel Sport und einer gesunden Ernährung lässt sich der Gedächtnisverlust aufhalten – und zwar mindestens so effektiv wie durch Medikamente. Die Ergebnisse nach zwei Jahren Studiendauer: Im Vergleich zu den Senioren in der Kontrollgruppe, die ihren Lebensstil weitgehend beibehielten, verbesserte sich die allgemeine mentale Verfassung der Interventionsgruppe – also derjenigen, die sich gesünder ernährten und mehr bewegten – um 25 %. Es gab aber auch noch bedeutend größere Unterschiede:

Die Fähigkeit der aktiven Probanden, Gedanken folgerichtig zu ordnen, waren um 83% gesteigert, die Verarbeitungsgeschwindigkeit des Gehirns sogar um sage und schreibe 150%!

Wenn das nicht Mut macht, bei nachlassender Gehirnfunktion aktiv zu werden!

Eine weitere Langzeitstudie aus Seattle mit mehr als 1.700 Teilnehmern, deren Alter über 65 Jahre lag, zeigte ebenfalls, dass sportliche Bewegung das Risiko für eine Demenz erheblich senken kann. Die Menschen, die weniger als dreimal in der Woche sportlich aktiv waren, erkrankten in den folgenden sechs Jahren zu 38 Prozent mehr an Demenz als diejenigen, die sich dreimal in der Woche und mehr bewegten.

Der Blick auf die Studien zeigt somit, dass es sich bereits im Vorfeld lohnt, aktiv zu werden: Es konnte neben den positiven Effekten bei eingetretener Erkrankung zudem ein präventiv vorbeugender Effekt nachgewiesen werden. Die Studien von Laurin* zeigen, dass ein um die Hälfte (!) verringertes Erkrankungsrisiko für Alzheimer-Demenz bei Personen festgestellt wurde, die ihr Leben lang mindestens 3x/Woche aktiv waren.

Es zeigt sich also erneut, wie wichtig Bewegung und körperliche Aktivität für die Gesundheit von Körper, Geist und Seele sind. Wir hoffen, Dir als aktiven Menschen erneut Mut gemacht zu haben, dabei zu bleiben und das Bewegungsprogramm fortzuführen. Gehörst Du aktuell zu den noch inaktiven Menschen, so hoffen wir, Dir Impulse gegeben zu haben, in die Aktivität zu kommen. Gerne unterstützen wir Dich dabei

Literatur:

* Eichberg S. Efficacy of different exercise programs on cognitive function in persons with Alzheimer’s disease.  The Gerontologist. 2009;  49 446
** Perlmutter D.: Dumm wie Brot. 2010
*** Dshs Köln Laurin D et al. Physical activity and risk of cognitive impairment and dementia in elderly persons.  Archives of Neurology. 2001;  58 498-504
**** Lancet-Studie: http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736%2815%2960461-5/fulltext

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