Ein Artikel von Dipl.-Sportlehrer Markus Weber

Die Zöliakie oder Sprue ist eine unangenehme Krankheit: der Betroffene wird von starken Durchfällen und heftigen Magenkrämpfen geplagt, wenn er sich nicht an die Nahrungsempfehlungen hält.

Was muss er beachten? Er muss strikt Gluten meiden.

Gluten ist ein Klebereiweiß, das sich im Getreide befindet, heutzutage vor allem im Weizen. Zugegebenermaßen ist der Anteil der an Zöliakie Betroffenen in der Gesellschaft durchaus klein (etwa 1 %). Aber was ist mit all den Leuten, die im Sinne einer Gluten Unverträglichkeit ebenfalls auf dieses Klebereiweiß reagieren?

Als Reaktionen werden vor allem schleichende Entzündungsprozesse beschrieben, die sich nicht gleich bemerkbar machen. Was aber, wenn diese Entzündungsreaktionen aus dem Ruder laufen und der Mensch mit chronischen Kopfschmerzen, Migräne, Arthrose, Krebs, rheumatischen Prozesse bis hin zu Depressionen und Demenz reagiert?

Die Glutensensitivität wird in Wissenschaftskreisen inzwischen heiß diskutiert, da wohl viele Menschen auf dieses Kleber-Eiweiß reagieren.

Der Weizen und die vielfältigen Produkte daraus, die wir heute essen, hat so gut wie gar nichts mehr mit dem Weizen vor 1.000 Jahren und auch kaum mehr was mit dem Weizen vor 100 Jahren zu tun. Die Industrie hat es die letzten 50 Jahre durch Kreuzungen und Eingriffe in die Genetik geschafft, den Weizen wesentlich ertragreicher und resistenter zu machen. Aus dem ursprünglichen Weizen ist inzwischen der ertragreiche Zwergweizen entstanden, der ohne Zutun des Menschen in der freien Wildbahn gar nicht mehr überlebensfähig wäre. Er glänzt durch einen hohen Glutengehalt.

Gluten ist inzwischen der gebräuchlichste Lebensmittelzusatz, da es ein zuverlässiger Stabilisator ist.

Die Kneteigenschaften und die Verarbeitung des Mehls ist durch den inzwischen hohen Anteil des Klebereiweißes Gluten mit dem des alten Getreides kaum mehr vergleichbar. Dabei wurde immer davon ausgegangen, dass Veränderungen bestimmter Enzyme und Proteine und eine verbesserte Resistenz gegen pflanzliche Krankheiten auf den Menschen keinerlei Auswirkungen haben würden. Genau dieser Schluss ist aber inzwischen äußerst fraglich. Besonders bei den Glutenproteinen finden sich beträchtliche Veränderungen, die mit der Zöliakie in Verbindung gebracht werden.

Was macht das Gluten?

Gluten verhindert den Abbau und die Aufnahme von Nährstoffen, die Betroffenen klagen zeitweise über Verdauungsbeschwerden bis hin zu Verstopfung und Durchfall. Die Lebensmittelhersteller sind bemüht, möglichst viel Gluten in unsere Nahrungsmittel zu bekommen. Denn Gluten wird zu einem Polypeptid-Gemisch abgebaut, das an den Morphin-Rezeptoren andockt. Genauso wie sportliche Aktivität über die Endorphine Glücksgefühle und Wohlbefinden erzeugen, bewirkt das Gluten über die sog. „Exorphine“ ein Stimmungshoch und somit ein Verlangen nach den Weizenprodukten. So lange wir Weizen verzehren, versorgen wir somit unser Lust- und Suchtzentrum mit Morphinen und einem leichten Glücksgefühl (1).

Die Industrie wird also alles dafür tun, möglichst viel Gluten in die Nahrungsmittel zu bringen.

Ein hoher Kohlenhydratanteil in der Ernährung und damit verbundener hoher Glutenkonsum kann nach Studien₁ Einschränkungen in der Befindlichkeit hervorrufen, die zunächst nicht dem Ernährungsverhalten zugeschrieben werden. 70 % der Männer beispielsweise leiden jährlich einmal an Kopfschmerzen. Bei den Frauen sind es mehr als 80 %.

56 % aller Glutensensitiven leiden unter chronischen Kopfschmerzen ohne dass eine Zöliakie diagnostiziert wurde.

Auch gibt es einen Zusammenhang zwischen Kopfschmerz und Taillenumfang: Frauen mit zu viel Bauchfett litten um 30% häufiger an Migräne. Chronische Kopfschmerzen treten also bei Fettleibigkeit häufiger auf. Zugeschrieben wird das den Zytokinen: das sind Botenstoffe, die die Zellen zu einer Entzündungsreaktion veranlassen.

Es wird zudem beschrieben, dass Zöliakie-Patienten vermehrt Depressionen haben.

Eine italienische Studie kommt 2003₁ zum Schluss, dass das Risiko bei Zöliakiepatienten für Depressionen vierfach erhöht ist.

Hier zeigt sich ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Hirn und Darm:

Hormone und Botenstoffe werden hauptsächlich im Darm erzeugt, der Darm wird gerne als das zweite Hirn bezeichnet. Ein Zusammenhang zwischen Fehlernährung in Bezug auf den Hirnstoffwechsel wird auch bei Alters-Diabetes (Diabetes Typ II) und Alzheimer beschrieben: da Diabetiker ein doppelt so hohes Risiko für die Alzheimer-Demenz haben, hat sich bereits der Begriff „Typ III-Diabetes“ etabliert.

Seit der „Verwissenschaftlichung“ unserer Ernährung scheint es mit der Gesundheit der Bevölkerung stetig bergab zu gehen. Sieht man auf Bildern der 50er Jahre fast ausschließlich ranke und schlanke Menschen – was sicherlich auch der Nahrungsknappheit und einem Mehr an Bewegung und Arbeit geschultert ist – so findet man heute beim größten Teil der Bevölkerung dicke Bäuche und füllige Hüften. Mehr als die Hälfte der Deutschen ist übergewichtig.

Viele Menschen haben durch die vergangenen Ernährungsdogmen Angst vor Fett bekommen. Manche gehen sogar so weit zu sagen, dass die heutige Bevölkerung eine fettscheue nach Kohlenhydraten gierende Gesellschaft ist, denn viele setzen eine fettreiche Ernährung mit „fett sein“ auf einen Nenner. Doch seit 2 Millionen Jahren ernähren sich die Menschen fettreich, die kohlenhydratreiche und vor allem getreidelastige Ernährung kam erst die letzten 10.000 Jahre dazu.

Unsere Gene sind auf Fettspeicherung ausgelegt, durch die kohlenhydratreiche Ernährung fordern wir unseren Körper durch die Insulinausschüttung 365 Tage auf, Fett zu speichern. Ganz zu schweigen von den negativen Auswirkungen der damit verbundenen hohen Glutenzufuhr.

Es geht aber nicht darum, den Kohlenhydratanteil auf null runter zu fahren.

Hohe Mengen Obst und Säfte können zwar auch versteckte Dickmacher sein, werden aber die Kohlenhydrate über die Bewegung verbrannt, hat man einen guten Ausgleich. Und ganz im Gegensatz zum glutenhaltigen Weizen hat Obst natürlich viele wertvolle Inhaltsstoffe für die Sportler, also Vitamine, Spurenelemente und Sekundäre Pflanzenstoffe.

Lasst es Euch schmecken!

Literatur:
1. Ernährung: Perlmutter David: Dumm wie Brot. 2010
2. Medizin: Davis, William: Weizenwampe. 2010
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