Ein Artikel von Dipl.-Sportlehrer Markus Weber

Bei Sportlern geht man davon aus, dass diese eine vermehrte Aufmerksamkeit auf ihren Körper haben und achtsam mit sich selbst umgehen.

Hier liegt auch der Unterschied in der Definition, dass Aufmerksamkeit eher nach außen gerichtet ist. Achtsamkeit nach innen: es geht darum, Gefühle, Gedanken und Wahrnehmungen aufzunehmen, ohne diese gleich zu bewerten. Studien zeigen, dass Symptome von Stress, Angst und Depression dadurch verringert werden konnten.

Sportwissenschaftler der Humboldt Universität zu Berlin wollten jetzt zeigen, dass durch ein Achtsamkeitstraining eine weitere Leistungssteigerung bei Leistungssportlern erreicht werden kann. Ein Training der Achtsamkeit war durchaus in der Lage, Wettkampfängste zu verringern, gleichzeitig positive Emotionen zu fördern und das Ausmaß an negativen Emotionen zu senken. Doch weitere Studien seien notwendig, um generelle Aussagen zu treffen, da dies überwiegend Einzelfallstudien waren.

Was bedeutet dies für den Freizeit und- Gesundheitssportler?

Es macht durchaus Sinn, die Achtsamkeit nicht nur im Alltag, sondern ganz speziell auch bei sportlichen Aktivitäten zu üben. Wenn Du auf Deiner morgen- oder abendlichen Walking- oder Laufrunde bist, atme tief und bewusst bis in den hintersten Lungenflügel, rieche die frische Morgen- oder Abendluft. Sei mit Deinen Gedanken im Hier und Jetzt: Spüre jeden Fußabdruck ganz bewusst, nimm das Abrollen des Fußes wahr, die verschiedenen Untergründe.

Sehr gut für das Achtsamkeitstraining ist auch das Barfußlaufen.

Es erdet Dich und holt Dich schnell in das Hier und Jetzt: Wenn es Deine Runde zulässt, dann zieh zwischendrin oder am Ende die Laufschuhe aus: Deine Wahrnehmung wird sich automatisch auf Deine Füße und den Untergrund fokussieren – und nicht auf den anstehenden Terminplan. Die Berliner Studien konnten auch zeigen, dass achtsame Sportler bedeutend schneller in ein Flow-Erlebnis kommen sowie in ein intensiveres Flow-Erleben. Das sehen wir gerade im Freizeit-, Breiten- und Gesundheitssport als den entscheidenden Faktor einer regelmäßigen und überdauernden sportlichen Aktivität.

Genauso wie das Barfußlaufen gibt es weitere Tricks, wie die Achtsamkeit im Sport automatisch erhöht werden kann, nämlich mit dem Einsatz neuer ungewohnter Sportarten. Slacklining ist beispielsweise ideal dazu geeignet, die Konzentration auf seine Wahrnehmung zu fokussieren; denn sind die Gedanken des Slackliner nicht voll und ganz auf Fußabdruck und Gleichgewicht, sondern schweifen sie ab, so wird er schnell von der Slackline fallen. Auch Bouldern (= Klettern in niedrigen Höhen ohne Sicherung), Pilates und Outdoor-Yoga, Schnorcheln und freies Tauchen ohne Gerätschaften sind Möglichkeiten einer neuen und achtsamen Bewegungserfahrung. Suche Dir also Sportarten, wo Du den Verstand ausschalten kannst, wo Deine Gedanken voll auf die Körperwahrnehmung in Anspruch genommen werden.

Sportliche Bewegungen sind also generell schon eine gute Möglichkeit, Achtsamkeit wirkungsvoll zu trainieren, da bestimmte sportliche Aktivitäten an sich schon eine gewisse nach innen gerichtete Aufmerksamkeit erfordern.

Es geht aber auch darum, Gefühle und Wahrnehmungen nur aufzunehmen und nicht gleich zu bewerten.

Das Extrem eines Menschen, der vorschnell bewertet, ist der Hypochonder, der jedes kleine Signal des Körpers gleich als Katastrophe wertet: zickt beispielsweise mal das Knie, sieht er sich schon mit schwerer Kniegelenksarthrose im OP, um sich ein künstliches Kniegelenk verpassen zu lassen. Das andere Extrem sind die Indolenten, die trainieren und trainieren und trainieren, bis sie im Krankenbett oder gar im Grab landen. Vor allem im ambitionierten Leistungssport ist diese Spezies nicht selten anzutreffen. Man übergeht wichtige Signale des Körpers, die eine Trainingsreduktion und gar eine Pause sowie ausgleichende Gymnastik anraten. Mal zwickt es hier, dann da, die Muskulatur krampft in der Nacht, doch das Training wird weiter stur nach Plan durchgezogen, da ja der Wettkampf, auf den man sich schon so lange vorbereitet, ansteht. Das geht häufig schief, denn lange Ignoranz fordert irgendwann ihren Tribut, der Körper wehrt sich. Vor allem diesen Sportlern würde ein Achtsamkeitstraining gut tun, um diese Defizite aufzudecken.

Frage Dich also rechtzeitig: Was macht die sportliche Aktivität mit mir? Geht es mir gut dabei? Habe ich Spaß? … spüre in Dich hinein und nimm die Signale Deines Körpers wahr!

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