Im Trainingsteil haben wir davon gesprochen, welchen ökologischen Fußabdruck jeder durch seine eigenen sportlichen Aktivitäten hinterlässt. In sportspezifischen Fragestellungen kann der Kreis noch weiter gezogen werden: Dies geht los von den Klamotten und dem Material, mit dem man sich eindeckt: Werden von Herstellerseite ökologische Aspekte beachtet? Weiter geht es über den Sportstättenbau bis hin zu Sportgroßveranstaltungen: Was bleibt beispielsweise nach der großen Geldmaschinerie „Olympia“? Werden die Anlagen auch unter ökologischen Gesichtspunkten errichtet und danach nachhaltig genutzt? Von Land zu Land ist das sicherlich höchst unterschiedlich. Spannend wird auch die Betrachtung des Sporttourismus, eine wissenschaftliche Arbeit der Uni Mainz widmet sich hier dem Golfen auf Thailand, Surfen auf Bali und Tauchen auf den Malediven.

Ökologische Aspekte bei Sportkleidung

Doch zunächst zurück zu Herstellern und Warenhäusern: Inzwischen stürzen sich viele auf den Ökologie-Markt; es macht aber Sinn zu prüfen, was dahinter steckt. Als Positiv-Beispiel sei hier das Familienunternehmen Vaude aus dem oberschwäbischen Tettnang genannt, in dem Umweltmanagement Chefsache ist (Green Shape Label). Seit Jahrzehnten zieht sich der ökologische Gedanke durch die Firmen-Ideologie. Mit Sicherheit auch naheliegend, da die Firma ja auf den Outdoor-Sport setzt und somit letztendlich auch von einer intakten Umwelt und Bergwelt abhängig ist;

„Als Bergsportausrüster ist es uns ein Anliegen, das ‚Spielfeld‘ unserer Kunden und Mitarbeiter zu schützen“,

ist auf der Homepage zu lesen. Bei Vaude gehen die ökologischen Ansätze innerhalb der Firma von ressourcenschonenden wirtschaften über Engagement von Umweltschutzprojekten bis hin zu umweltfreundlichen Materialien und Recycling (kompostierbare Klamotten). Für das Umweltmanagement erhielt Vaude bereits zahlreiche Auszeichnungen, 2015 beispielsweise den Deutschen Nachhaltigkeitspreis und jüngst den Eurpean Business Award. In unseren Augen tolle Ideen und prima Umsetzung aus diesem heimatländischen Betrieb, es macht Freude, so eine hochwertige und nachhaltige Firma in der Heimatregion zu haben.

Sporttourismus und Ökologie

Sportreisen erfreuen sich zunehmender Beliebtheit und sind nach einer wissenschaftlichen Arbeit von Caduff* zu einem wichtigen Segment der Tourismusbranche aufgestiegen. Allerdings wurde der „homo touristicus sportivus“ und seine Auswirkungen auf ökologische Aspekte nach Caduff noch wenig wissenschaftlich erforscht. Im Sporttourismus ist es allerdings wichtig, eine nachhaltige Entwicklung in den Fremdenverkehrsregionen anzustreben. In seiner Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades untersuchte er die Auswirkungen des Sporttourismus auf die jeweilige Region.

Der Surftourismus auf Halbinsel Bukit auf Bali unterlag in den letzten zwei Jahrzehnten einem enormen Wachstum, da dieser als eine der Top Ten der Surfgebiete der Welt gehandelt wird. Caduff kommt zu dem Schluss, dass

„wenngleich internationale Organisationen (…) vor allem die Surfer wie auch die Lokalbevölkerung auf Bali zu einem nachhaltigen ökologischen Umgang aufrufen und durch Einzelprojekte versuchen, das Ökosystem zu schützen, diesbezüglich von institutioneller Seite aus auf Bali keine Aufklärung der Lokalbevölkerung oder der Surftouristen stattfindet, die zu einem nachhaltigen Umgang im Zielgebiet aufruft“.

Das unkontrollierte Wachstum der dortigen Tourismusbranche mit all damit verbundenen Problemen (Verkehr, Müll, Verschluss landwirtschaftlicher Flächen …) wird zeigen, ob sich des „Paradies Bali“ in der Dimension halten kann. Bei den Massen an Surfern zeigt sich zum Beispiel, dass diese beim ins Wasser gehen unkontrolliert auf den dortigen strandnahen Korallen herumtrampeln. Es hängt also hier leider viel an der Eigenverantwortung des Surfers und Sporttouristen.

Auch in Thailand zeigt sich durch den rasanten Anstieg der Tourismusindustrie ein unkontrolliertes und unkoordiniertes Wachstum und somit eine für das Ökosystem ungünstige Entwicklung. Allerdings fand hier um die Jahrtausendwende die Nachhaltigkeit Einzug in den nationalen Entwicklungsplan, in den Folgejahren sogar als nationale Agenda. Bestrebungen sind zwar da, aber in der Umsetzung der Gesetze scheitert eine nachhaltige Tourismusindustrie. Im Teilbereich des Golftourismus lassen sich zum Teil positive Tendenzen erkennen, da die Golfplätze auf ehemals devastierten Zinnminen errichtet wurden und es somit zu einer Inwertsetzung der Landschaft im Landesinneren gekommen ist. Allerdings schwächt der massive Einsatz von Düngemittel und Pestiziden sowie die mangelhafte Abfallentsorgung das positive Bild deutlich ab.

Das tropische Inselarchipel der Malediven gilt unter Tauchern als eines der besten Tauchreviere. Diese Entwicklung begann 1972 mit drei Privatinvestoren, die die erste Tauchbasis mit einfachen Wohnanlagen in einfacher Bauweise aus Korallensteinen und einem Dach aus Kokospalmen errichteten. Es wird heute als „the first gem oft he multi-million dollar industry“ bezeichnet. Die einzigartige Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklungsstrategie zum Schutz des fragilen Riffökosystems begründet sich auf den Malediven darin, „dass der Grundbesitz einer touristischen Ressortinsel nach Ablauf der Pachtzeit in den Händen der Regierung bleibt.“ Die Ressorts müssen also den Gesetzen und Richtlinien zum Umweltschutz bei Abschluss eines Pachtvertrags zustimmen und bei der Errichtung, Instandhaltung und dem Betrieb der Ressortanlage nach strengen Maßgaben einhalten. Dies geht soweit, dass lediglich 20 % der Gesamtgrundfläche bebaut werden dürfen, nur 68 % der Strandlänge für die Gäste genutzt werden darf. Kriterien für die Müllentsorgung sind genau festgelegt, zudem die Strandreinigung bis hin zur Verwendung von Mitteln zur Insektenbekämpfung. Der rasante Anstieg des Tourismus auf den Malediven seit den 70er Jahren führt aber auch hier – obgleich die maledivische Regierung hier den ökonomischen Interessen der Ressortbetreiber entgegenwirkt – zu diversen Problemen, speziell bei den Abwässern und der Müllentsorgung. Auch die Kontakte der Massen an Tauchern mit den Korallenriffen führt natürlich zu einem Eingriff und einer Schädigung der Riffs. Die (Tauch-) Tourismusindustrie offenbart nach Caduff auch hier im Sinne einer nachhaltigen Umsetzung Schwächen.

Zusammenfassend lässt sich daher feststellen, dass es vor allem an der Eigenverantwortung des Sportlers liegt, wie er mit seiner Umwelt und der Natur umgeht. Gerade angesichts der anstehenden Urlaubszeit ist es uns mit unserem Newsletter & Blog ein Anliegen, hier Gedankenanstöße zu liefern und Dich für ein umweltschonendes Sporttreiben zu gewinnen. In diesem Sinne eine schöne, erholsame und naturverbundene Urlaubszeit.

 

*Literaturquelle: Caduff, A.: „Sporttourismus und nachhaltige Entwicklung in Fremdenverkehrsregionen.“ Dissertation Mainz 2006

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