Es gibt wohl kaum ein Leben, an dem man nicht mal an eine Grenze kommt und eine Krise bewältigen muss. Man beobachtet aber im Bekannten- und Verwandtenkreis massive Unterschiede, wie Nahestehende mit solchen Krisen umgehen und diese bewältigen. Psychologen bezeichnen diese Fähigkeit als Resilienz. Dieser Begriff kommt ursprünglich aus der Physik und beschreibt die Fähigkeit eines Werkstoffs, sich verformen zu lassen und dennoch wieder in die ursprüngliche Form zurückzufinden. Abgeleitet ist das Wort aus dem lateinischen Verb resilire, was abprallen und zurückspringen bedeutet. In der Psychologie wird Resilienz der Kunst des Stehaufmännchens zugeschrieben: es ist hier die Fähigkeit, Krisen zu meistern und traumatische Erlebnisse zu verkraften, dies unter Umständen sogar als Anlass für die persönliche Weiterentwicklung zu nutzen.

Wer eine gute Resilienz hat, der bewahrt in Krisenzeiten einen kühlen Kopf.

Diese Menschen können schreckliche Erlebnisse hinter sich lassen, ohne bleibenden Schaden zu nehmen. Doch es muss nicht allein um die Überwindung von Schicksalsschlägen gehen. Resilienz findet auch Anwendung in unserem Alltag, wenn es um den Umgang mit Stress geht. Auch hier finden sich starke Unterschiede, der eine hat nur eine geringe Stresstoleranz und geht schon bei geringer Erhöhung des Stresslevels durch die Decke, während der andere vermeintlich belastbarer und stressresistenter ist. Stress kann nützlich oder schädlich für die Gesundheit sein:

„Unser Gehirn kann wieder erlernen, mit Belastungen und kritischen Ereignissen umzugehen“,

sagt Beat Lutz, Direktor des Deutschen Resilienz-Zentrums in Mainz.

Manche haben eine gewisse Veranlagung, gut mit Stress umgehen zu können, andererseits kann laut Aussage von Lutz jeder Mensch lernen, stressresistenter zu werden. Hier geht es um die Themen, wie man mit Kritik umgeht und ob man Misserfolge, Frustration und Enttäuschungen aushalten kann. Zweifelsohne sind diejenigen, die eine hohe Resilienz in der Arbeitswelt vorweisen können, also mehr Durchhaltevermögen, Disziplin und Willenskraft aufweisen, weniger Burn-out-gefährdet, haben seltener Angststörungen und fallen seltener in die Depression. Resilienz ist auch wertvoll bei der Impulskontrolle, sie schützt vor Ablenkungen und spontanen Fehlentscheidungen; sie hilft somit dabei, Ziele konsequent zu verfolgen. Resiliente Personen können sich selbst gut motivieren und bleiben am Ball.

Welche Faktoren beeinflussen nun die Resilienz und wie schafft man es, selbst eine hohe Resilienz zu entwickeln?

Jeder weiß, wenn ich eine stabile Beziehung habe, einen guten Freundeskreis, der mich in Krisen auffangen kann oder letztendlich regelmäßig in Bewegung bin, dann habe ich Kraft, auch wenn es im beruflich oder häuslichen Alltag mal schwerer wird. Was Du im Sport tun kannst, um viel Energie für Deinen Alltag zu tanken, konntest Du bereits in Trainingsteil der Resilienz-Serie erfahren. Eine gute erfüllende sportliche Aktivität ist ein wesentlicher Bestandteil einer hoch ausgeprägten Resilienz, da Du eine gewisse Grundbelastbarkeit schaffst. Es gibt aber noch viele weitere Bestanteile:

„Rund 100 Faktoren haben Einfluss auf die Resilienz“,

sagt Klaus Lieb, der Co-Direktor am Mainzer Resilienz-Zentrum. Das persönliche Energiemanagement ist der entscheidende Faktor zur Entwicklung der Resilienz.
Um den Rahmen nicht zu sprengen, wollen wir uns neben der körperlicher Aktivität daher auf lediglich drei weitere in unseren Augen wichtige Faktoren beschränken. Der erste ist die Selbstwirksamkeit: Menschen sind selbstwirksam, wenn sie wissen und durch Erfahrung erlernt haben, dass sie ihre Umgebung durch eigenes Tun nachhaltig gestalten können. Das ist insofern eine wichtige Erfahrung und Fähigkeit, denn so sieht sich derjenige nicht in der Opferrolle, sondern weiß, dass er sein Schicksal durch sein eigenes Handeln beeinflussen kann, somit also immer eine Handlungsalternative hat. Unterpunkte sind hier beispielsweise ein gutes Konfliktmanagement und gezielte Problemlösungsstrategien. Solche Fähigkeiten sind erlernbar.

Die zweite wichtige Fähigkeit ist das Regenerieren: Zweifelsohne fällt es jüngeren Menschen noch leichter, sich schnell zu erholen, das ist durch physiologische schneller ablaufende Prozesse festgelegt und gut zu sehen bei sportlichen Belastungen; umso härter und länger aber körperliche Anstrengungen werden, desto schwerer tun sich ältere Sportler. Man sieht dies auch im beruflichen Alltag, ein gutes Beispiel sind Schichtarbeiter: Wo die ständige Umstellung vom Schlaf-Wach-Rhythmus in jüngeren Jahren noch gut kompensiert werden kann, reagieren viele (z.B. Polizisten. Mitarbeiter der Produktion etc.) in steigendem Alter mit Schlafstörungen, wenn sie einer 3-Schicht-Arbeit nachgehen. Einer hohen Arbeitsbelastung ausgesetzt zu sein und gleichzeitig schlecht zu schlafen ist ein hohes Stressmaß für den Körper, das langfristig in eine Sackgasse führt.

Ältere Menschen profitieren aber in puncto Regeneration von ihrer Lebenserfahrung: Viele von ihnen haben über die Jahre gelernt, wie man abschaltet, Arbeit und Freizeit trennt und Herausforderungen wohlüberlegt und nicht mehr so hitzig wie in jungen Jahren angeht. Eine Siesta, gezielte Pausen oder ein kurzes „Power-Napping“ können hier wertvoll sein. Ein wichtiger Punkt ist zudem, nicht mehr ständig online zu sein, das Handy zu Hause weglegen zu können und keine Mails mehr kurz vor dem Schlafengehen zu beantworten. Das ist ein Teil einer guten Schlafkultur, zudem wesentliche Bestandteile einer wertvollen körperlichen und geistigen Regeneration. „Wer heutzutage ständig online ist, beraubt sich der Zeiten, um sich zu regenerieren“, sagt Beat Lutz. Also Handy aus und raus in die Natur!

Zuletzt möchten wir Dich anregen, die Natur als Kraftquelle zu nutzen. In vielen wissenschaftlichen Untersuchungen zeigt sich, dass Menschen Kraft für die täglichen Herausforderungen aus der Natur schöpfen. Jeder, der regelmäßig draußen ist, weiß, wie gut Bewegung an der frischen Luft und in der freien Natur tut; dabei ist es egal, ob dies ein Spaziergang oder eine „Hunderunde“ ist, ein erfrischendes Läufchen nach Feierabend oder eine „After-Work-Radrunde“. Studien zeigen, dass gerade Bewegungseinheiten nach einem anstrengenden Arbeitstag am besten zur Stressreduktion sind. Das liegt zum einen an der vermehrten Durchblutung des Gehirns und somit der Sauerstoffdusche, die das Hirn dadurch bekommt. Andererseits hatte der Mensch schon immer eine intensive Bindung zur Natur, in Urzeiten musste er sich mit ihr auseinandersetzen, alle Widrigkeiten aushalten; die Natur hat im zu essen gegeben, er musste ihre Gesetze verstehen und lernen, diese zu nutzen.

Wegen des intensiven Austauschs mit der Natur finden daher unsere Resilienzseminare fernab vom Alltag in den Bergen auf unseren Hütten, der Madrisa-Alm und dem Haus am Reh (www.madrisa-alm.at) statt. Neben der fachlichen Schulung in Vorträgen und Workshops zur Resilienzförderung machen wir dort viele Bewegungseinheiten im Freien, damit die Teilnehmer wieder lernen, Kraft aus der Natur zu tanken und den Alltag besser zu bewältigen. Infos findest du auch hier.

Wie kannst Du nun selbst und jetzt gleich das hier enthaltene Wissen für Dich anwenden?

Letztendlich geht es darum, das Leben und die Arbeit so zu verändern, dass einerseits weniger Stress entsteht, andererseits bestehende und nicht vermeidbare Belastungen besser verkraftet werden können. Komm dazu in Bewegung, dies aber gesund und ohne allzu viel Anstrengung.

 

Bildquelle: asmuSe/ pixaby.com (25.11.2018)

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