Unsere Kinder werden in eine schnelllebige Zeit geboren. Die Folge davon sind Defizite im Bereich der Konzentration, der Aufmerksamkeit und ein Fehlen der inneren Ruhe und Ausgeglichenheit. Ist die ansteigende Zahl an Kindern mit ADS- und ADHS sowie sonstige psychische, soziale und emotionale Verhaltensauffälligkeiten eine Folge davon?

Doch was können wir anderes erwarten, wenn wir es unseren Kindern so vorleben? Ständige Erreichbarkeit versus Smart-Phone, andauernde Online-Präsenz, hoher Leistungsdruck und weitere Stressoren im beruflichen und/oder häuslichen Kontext nehmen uns selbst die Ruhe und unsere Inseln, Auszeiten zu finden und Gedanken fließen zu lassen. Unsere moderne Zeit fordert, bewusst solche Inseln der Ruhe und Erholung zu schaffen. Für die einen ist es ein Sauna-Besuch, für andere ein schönes Buch, für den nächsten eine Bewegungseinheit in der freien Natur und für manche eine Yoga-Einheit.

Yoga: Nachahmer erwünscht!

Yoga ist bereits viele tausende Jahre alt. Ursprünglich praktiziert in Indien, fand es als „Hatha-Yoga“ weltweite Verbreitung. Das Ziel des Yoga ist es, „den Körper beweglich und frei von Verspannungen zu erhalten bzw. wieder in einen solchen Zustand zu führen“. Doch dem nicht genug: Jede körperliche Haltung ist auch ein Ausdruck der inneren Befindlichkeit; umgekehrt wirken natürlich bewusst angewandte äußere Haltungen auf unsere Stimmung und unser Gefühl; bei regelmäßiger Anwendung wird somit auch unser Denken beeinflusst. Yoga bedeutet „Verbindung“ von Körper, Seele und Geist; die Atmung spielt dabei eine wichtige Rolle, die Basis des Übens ist das Prinzip aus Anspannung und Entspannung.

Erwachsene erhalten einen rational orientierten Yoga-Unterricht. Die drei W-Fragen werden zu den Übungen erklärt, so dass der Erwachsene stets nachvollziehen kann, was, wie und warum er die Übungen macht. Bei den Kindern fordern allein schon die Namen der Asanas (= Yoga-Haltungen) zum Nachahmen auf: Der Affe, der Löwe, das Pferd, die Giraffe …; Kinder pflegen daher einen oft phantasievoll-kreativen Umgang mit den Übungen. Im Gegensatz zu den Erwachsenen, die oft nur ausschließlich in der Yoga-Stunde ihre Übungen praktizieren, haben Kinder aus sich heraus eine hohe Motivation zum eigenen Üben und ausprobieren, oft über Jahre hinweg.

Kinderyoga: Ein besseres Körpergefühl für dein Kind

Und die Wirkungen des Kinder-Yoga können sich sehen lassen, vor allem in unserer medien- und bewegungsarm geprägten Welt: Auf der körperlichen Ebene verbessern sich nachgewiesenermaßen die Motorik der Kinder, zudem das Körpergefühl und vor allem die Körperwahrnehmung. Angesichts der massiv steigenden Zahl motorisch auffälliger Kinder bietet das Kinder-Yoga hier eine tolle Behandlung und Möglichkeit, diesem Trend gegenzusteuern. Vor allem bei der Hirnentwicklung spielt die Entwicklung einer immer differenzierten Motorik eine entscheidende Rolle; dies bildet auch die Basis für das spätere logisch-abstrakte Denken. Das Kinder-Yoga ist somit in der Lage, frühkindliche Defizite auszugleichen und die Hirnentwicklung bei bereits bestehenden Defiziten auszugleichen. Neben der Verbesserung der Konzentration fördert Kinder-Yoga auch den sozialen Umgang und die Wertschätzung der Mitmenschen, seien es gleichaltrige Kinder oder Erwachsene. Gleichzeitig werden Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit gestärkt.

Das Yoga bietet somit viele Vorteile in der Entwicklung der Kinder sowie in der Förderung des Lernens. Es liegt daher der Gedanke nahe, das Kinder-Yoga auch dorthin zu bringen, wo Entwicklung und Lernen stattfindet: In die Kindergärten und in die kopflastigen Schulen. Neben der reinen Wissens- und Könnensvermittlung mit Lesen, Schreiben und Rechnen bekommen die Kinder hier ein unersetzbares Werkzeug, in unserer modernen schnelllebigen Welt zu bestehen, ihre innere Mitte zu finden und ausgeglichen sowie gelassen in den Alltag zu gehen. Achtsamkeit und Selbstmanagement stehen hier im Fokus. So leistet die Schule einen wichtigen Beitrag, auch Herz und Charakter der Kinder zu bilden.

Bildquelle: Canva Pro

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