Alfred Plewa unterrichtete vor seinem Ruhestand an der Hochschule in Weingarten. Seine Bewegungsaktivitäten waren eingeschlafen, auch mit dem Eintritt ins Rentenalter konnte er sie nicht wiederbeleben. Er wusste zwar um die guten Wirkungen eines sportlichen Trainings und versuchte ab und an, in Bewegung zu kommen, war aber weit von einer Regelmäßigkeit entfernt. Alfred bewarb sich zum Projekt „Fit bis 100“ in der Schwäbischen Zeitung mit dem Hilferuf, gemeinsam gegen den inneren Schweinhund anzukämpfen. Da ist er bei uns genau richtig, dachte ich mir, denn wir haben wirkungsvolle Strategien, ihm zu helfen, zum aktiven Menschen zu werden. Im Leistungstest zeigt sich, dass seine längere Inaktivität Spuren hinterlassen hat. Seine Fitness ist verbesserungswürdig.

In der ersten gemeinsamen Nordic Walking-Einheit (hier auf dem Bild) stapft Alfred gleich kräftig los, an der längeren Bergauf-Passage erreicht er als erster den Gipfel. Nach dem Puls befragt muss ich feststellen, dass Alfred viel zu schnell hochgegangen ist und die ihm vorgeschriebenen Pulsgrenze nicht eingehalten hat. Ein Klassiker bei Sporteinsteigern und insbesondere bei Senioren, die ein Bewegungsprogramm beginnen. Anfangs ist der Puls zu hoch. Somit ist die Muskulatur nicht im Fettstoff-wechsel. Gerade diesen zu verbessern ist aber das Ziel. Wenn die Grundlagenausdauer (= gute Fettverbrennung) stimmt, dann profitiert die Gesundheit, egal ob Herz, Lunge, Darm, Immunsystem oder andere Organsysteme. Daher die Botschaft an Alfred: langsam, locker, lange – sprich Pulswerte im GA1-Bereich halten. Das ist das A und O bei der Trainingsplanung eines Seniors.

In den weiteren Einheiten gelingt es Alfred zunehmend besser, den Puls tiefer zu halten. Er bemerkt schnell, wie das Bewegungsprogramm anschlägt. Er kommt weniger schnell außer Atem, absolviert seine Walking-Runde bei gleichem Puls schneller und hat mehr Energie für seinen Alltag. Die braucht er auch, denn damit ihm im Alter nicht langweilig wird, doziert er nebenher für eine Physiotherapeuten-Schule in Friedrichshafen. Zur Corona-Zeit im Frühjahr 2020 muss er sich auf eine digitale Vorlesung umstellen. Das ist nicht unbedingt einfach für einen 68-Jährigen.

Sein Resumée zur Coronazeit (Nachricht vom Mai 2020):

„Was mich persönlich betrifft, hatte ich zwei zusätzliche Herausforderungen zu meistern. Erstens war eine Laserbehandlung an beiden Fußsohlen notwendig, und das bedeutete eine Zeitlang Schmerzen beim Laufen und somit Anpassung an das Trainingsprogramm. Zweitens mußte ein Lehrauftrag, den ich in diesem Semester an der Friedrichshafener Bernd-Blindow-Schule für eine Physiotherapie-klasse wahrnehme auf „virtuelle Lehre“ umgestellt und von Freitag auf Dienstagmittag verlegt werden. Dadurch konnte ich an drei Gruppenterminen nicht teilnehmen, die als Ersatz für die ausgefallenen radius-Treffen u. a. in Scheidegg stattfanden. Das fand ich sehr bedauerlich, ließ sich jedoch nicht ändern. Sehr hilfreich waren andererseits die ausgearbeiteten Trainingspläne und die Kontakt-möglichkeiten zu Markus Weber und der Gruppe über WhatsApp. Damit war die Möglichkeit gegeben, das Programm in seinen wichtigsten Elementen weiter umzusetzen und fortzuführen, und das habe ich auch vermocht. Das Ergebnis war eindeutig: Ein Gefühl des verstärkten Wohlbefindens sowie die Einschätzung eines Anwachsens der körperlichen Fitness. Letztendlich erwiesen sich also die coronabedingten Einschränkungen zwar als sehr bedauerlich, ließen sich aber kompensieren und verkraften. Was man wohl bedenken sollte: Wie viele Mitmenschen leiden sehr stark, ja existentiell unter der Pandemie! Da sind die von mir beschriebenen Folgen eigentlich nahezu lächerlich“.

Die Trainingsplanung muss individuell auf den Senior sowie seine aktuelle Situation zugeschnitten sein. Gleichzeitig muss sie variabel sein, um unvorhergesehene Dinge zu berücksichtigen. Die Grundprinzipien, wie wir für ein sportliches Programm anwenden, kannst Du im folgenden Kapitel lesen.

Für die Umsetzung des Sportprogramms ist es elementar, die Zielfokussierung nie aus den Augen zu verlieren. Am Anfang des „Fit bis 100“- Programms arbeitet jeder Teilnehmer an seinem persönlichen Ziel, um ein starkes Motiv für Bewegung auszubilden. Wer ein starkes Motiv hat, hält dieses über die gesamte Zeit besteht. Alfred hat es gerade in der Corona-Zeit geholfen, am Ball zu bleiben und seinen Schweinehund zum Partner zu machen.

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