Dass Bewegung und Aktivität die Hirnleistung fördern, ist allseits bekannt und wissenschaftlich vielfach belegt. Und jeder weiß aus seinem Alltag, dass er konzentrierter an die Arbeit geht, wenn er mittags einen Spaziergang an der frischen Luft gemacht hat.

Die Forschung konzentriert sich seit vielen Jahren darauf, inwiefern Bewegung und Sport auch den Mechanismen des geistigen Verfalls – Alzheimer und Demenz – entgegenwirken kann. 

In der MoCog-Studie von Eichberg3 zeigten sich beispielsweise Verbesserungen im Kurzzeitgedächtnis. Die Aufmerksamkeitsleistung und das Arbeitsgedächtnis von Alzheimer-Patienten waren signifikant höher. Trainiert wurde in dieser Studie dreimal die Woche zu je 60 Minuten, es gab eine Ausdauer- und eine Kraftsportgruppe sowie eine Kontrollgruppe ohne Sport. In der Ausdauersportgruppe zeigten sich Verbesserungen eher in der geistigen Flexibilität (etwa Zahlenverbindungen), in der Kraftsportgruppe mehr im Bereich des Kurzzeitgedächtnisses (zum Beispiel die Fähigkeit, sich an Wegpunkte zu erinnern).

Eine weitere wegweisende Studie zur Effektivität der Bewegung für den Gedächtnisverlust in Kombination mit einer gesunden Ernährung wurde im März 2015 in der renommierten Medizinzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht: An der finnischen Studie4 nahmen 1.260 Menschen im Alter von 60 bis 77 Jahren teil. Die Kernbotschaft des Forscherteams lautete: Mit viel Sport und einer gesunden Ernährung lässt sich der Gedächtnisverlust aufhalten – und zwar mindestens so effektiv wie durch Medikamente und ohne Nebenwirkungen, wenn der Sport maßvoll betrieben wurde. Die Ergebnisse nach zwei Jahren Studiendauer: Im Vergleich zu den Senioren in der Kontrollgruppe, die ihren Lebensstil weitgehend beibehielten, verbesserte sich die allgemeine mentale Verfassung der Interventionsgruppe – also derjenigen, die sich gesünder ernährten und mehr bewegten – um satte 25 Prozent. Dem nicht genug, es gab noch bedeutend größere Unterschiede: Die Fähigkeit der aktiven Probanden, Gedanken folgerichtig zu ordnen, waren um 83 Prozent gestiegen, die Verarbeitungsgeschwindigkeit des Gehirns sogar um sage und schreibe 150 Prozent! Wenn das nicht Mut macht, bei nachlassender Gehirnfunktion aktiv zu werden!

Aus Seattle stammt eine weitere Langzeitstudie mit mehr als 1.700 Teilnehmern, deren Alter über 65 Jahre lag. Sie zeigte ebenfalls, dass sportliche Bewegung das Risiko für eine Demenz erheblich senken kann. Die Menschen, die weniger als dreimal in der Woche sportlich aktiv waren, erkrankten in den folgenden sechs Jahren zu 38 Prozent mehr an Demenz als diejenigen, die sich dreimal in der Woche und mehr bewegten. Es zeigt sich somit erneut, wie wichtig Bewegung und körperliche Aktivität für die Gesundheit von Körper, Geist und Seele sind. Es lohnt sich, bereits im Vorfeld aktiv zu sein!

Spannend wird es beim Thema Tanzen und Demenz: Denn hier spielen Bewegung, Rhythmusgefühl und Musik zusammen. Das Gehirn wird beim Einüben von neuen Tanzschritten stark gefordert.

Eine Studie vom Uniklinikum Magdeburg5 untersuchte, ob es einen Unterschied vom Tanzen zu den klassischen Ausdauer- und Kräftigungssportarten gibt. An dieser 6-monatigen Studie nahmen Menschen im Alter über 60 Teil, die Hälfte absolvierte ein klassisches Sportprogramm (2x/Woche), die andere Hälfte ein anspruchsvolles Tanztraining, bei dem immer wieder neue Tänze einstudiert wurden. Die Tänzer verbesserten sich vor allem im Bereich der (geteilten) Aufmerksamkeit, Flexibilität, Gleichgewicht und Wachsamkeit. Bei den Sportlern verbesserte sich in dieser Studie vorwiegend die Wachsamkeit. Die Gründe: Bewegung lässt neue Nervenzellen entstehen, die aber gefordert werden müssen, damit sie nicht wieder verkümmern. Durch die komplexen Bewegungsabläufe und Schrittfolgen beim Tanzen wird das Gehirn intensiv gefordert, vor allem wenn der Mann in der Lage ist, die Oberhand zu behalten und die Frau aktiv zu führen (häufig ist es ja umgekehrt). Die Forscher vom Uniklinikum Magdeburg resümieren: „Unsere Ergebnisse unterstützen die Annahme, dass komplexes Tanztraining, in dem die Teilnehmer kontinuierlich neue Bewegungsabläufe lernen, effizienter ist, die Produktion von neuen Nervenzellen zu stimulieren als körperliches Training mit immer gleichen Fitness- und Kraftübungen. Körperliches Training sollte folglich am besten mit geistigem Training verbunden werden, um einer Demenz erfolgreich vorzubeugen.“5

Gleichzeitig wirkt sich Musik positiv auf Demenz aus (und gleichzeitig auf Depressionen, die häufig damit einhergehen). Auch das wurde in einer finnischen Studie nachgewiesen. Das verstärkt die positiven Auswirkungen auf die Hirnleistung für die Sportart Tanzen. Also auf zum Freitags-Nachmittags-Senioren-Tanzkreis, Dein Hirn und Dein Gemüt werden es Dir danken!

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