Medizin / Wissenschaft: Sport bei Allergien?

Medizin / Wissenschaft: Sport bei Allergien?

Einatmen – Ausatmen … kaum etwas ist im Alltag sowie im Sport selbstverständlicher als das Atmen. Doch es gibt einige Menschen, die ab dem Frühjahr vermehrt Probleme bekommen. Sie bekommen schlechter Luft, die Nase kitzelt oder verstopft sich, die Augen tränen. Natürliche Pollen aus der Luft verirren sich natürlich auch in die Atemwege. Was dem einen nichts ausmacht, sorgt bei dem anderen für Beschwerden, denn das Immunsystem des Pollenallergikers nimmt die Eindringlinge als Bedrohung wahr und mobilisiert in Folge davon die Körperabwehr.

Täglich wird unser Körper mit Millionen von Bakterien und Viren sowie anderen Erregern konfrontiert. Allergene wie Pollen sind an sich harmlose Eindringlinge, die aber vom Immunsystem des Allergikers als Gefahr charakterisiert werden, was eine Abwehrkaskade mit Antikörpern und einer Histaminausschüttung auslöst.

Bis zu 20 % der Bevölkerung leiden an Allergien.

Dabei ist eine Vererbung sehr wahrscheinlich. Das Stillen von Säuglingen bis zum 4. Monat wirkt sich aber positiv auf die Wahrscheinlichkeit einer Allergie aus, sagt Christian Bergmann*, Vorsitzender der Stiftung Dt. Polleninformationsdienst und Allergologe am Allergiezentrum der Berliner Charité. Er fährt weiter fort, dass sich Umweltfaktoren schädlich, aber vor allem auch schützend auf die Ausbildung allergischer Erkrankungen auswirken können. Das Immunsystem braucht in den ersten beiden Lebensjahren Herausforderungen; zu viel Hygiene und eine zu saubere Umgebung fördert Allergien; so zeigt sich in Studien, dass Kinder, die auf einem Bauernhof aufwachsen, besser vor Allergien geschützt sind. Kleinkinder haben in den ersten Jahren vermehrt Infekte und brauchen diese auch, denn so trainiert deren Immunsystem. Ihre Immunzellen müssen Krankheitserreger erst kennenlernen, um sich darauf zu spezialisieren und sie in Zukunft bekämpfen zu können. Doch viele Familien versuchen, ihre Umgebung möglichst keimfrei zu halten. Da haben Keime zwar keine Chance mehr, aber das Immunsystem des Kleinkindes kann hier nur noch schlecht lernen; wie soll es den Erreger erkennen und in Zukunft abwehren können, wenn es sie im normalen Alltag nicht mehr gibt?

Was ist das Gefährliche an Heuschnupfen und Pollenallergie?

Darus kann sich ein Asthma entwickeln. Je nach Schwere der Allergie besteht auch die Gefahr eines anaphylaktischen Schock. Alle Allergiker, die schon einmal so einen Schock (ab Schweregrad 2) erlitten, sollten ein Notfallset mit sich tragen; denn so ein Schock kann durchaus lebensbedrohlich werden. Daher ist eine Hyposensibilisierung in Erwägung zu ziehen, vor allem im Kindes- und Jugendalter, da hier die Chancen auf Besserung wesentlich höher sind. Bei so einer Hyposensibilisierung wird der Körper über einen längeren Zeitraum systematisch an das Allergen gewöhnt. Laut Karbach und Mosler1 werden nur 10 % der Allergiker „leitlinienkonform therapiert“. Da eine unzureichende Behandlung der sog. Allergischen Rhinitis die Entstehung von Asthma begünstigen kann, ist das in deren Augen alarmierend. Gleichzeitig sind Allergien nach deren Aussagen gut behandelbar, und ein wesentlicher Aspekt einer guten Behandlung ist, dass man durch eine adäquate Therapie die Entwicklung von Folge-Erkrankungen reduzieren kann.

Der beste Schutz für den Allergiker ist es, die auslösenden Allergene zu meiden. Leider ist das mit den Pollen gar nicht so einfach. Die Tageszeit für sportliche Aktivitäten ist hier zum einen wichtig (morgens / abends), stärker Betroffene verzichten mitunter schon vorübergehend auf den Outdoor-Sport und nutzen Fitness-Studios, Schwimmbäder und Sporthallen für ihre Aktivitäten. Sehr stark Geplagte legen ihn Urlaub in der pollenstarken Zeit auf Gegenden am Meer oder in den Bergen.

Was sind nun die Effekte von sportlicher Aktivität bei Allergikern: Allergien gehen häufig mit Atembeschwerden einher; doch vor allem bereits an Asthma Erkrankte profitieren enorm von sportlicher Aktivität: Denn richtig dosiertes Training verbessert die Durchblutung der Atemwege; gleichzeitig können Sekrete der Atemwege besser abgehustet werden. Durch Zunahme der Leistungsfähigkeit erhöht sich auch die Belastungsschwelle, an der der Asthmatiker Atembeschwerden bekommt. Somit werden alltägliche Atembeschwerden (z.B. beim Treppensteigen) seltener. Wer Sport meidet, hat eine schlechtere Fitness und ist somit körperlich auch weniger belastbar und kommt also in Folge davon auch im Alltag schneller an seine Grenzen. Zu beachten gilt, dass Allergiker und Asthmatiker auf eine längere Aufwärmphase beim Sport achten müssen, da Atembeschwerden mit Bronchienverengungen vor allem in der Startphase zu sportlichen Aktivitäten auftreten.

Weitere Maßnahmen für sportliche Pollenallergiker sind:

• die Haare nach der Trainingseinheit und vor dem Zubettgehen waschen,
• eine Nasendusche (vor allem nach der Trainingseinheit) einzusetzen
• Trainingsklamotten nicht im Schlafzimmer auszuziehen
• gewaschenen Klamotten nicht im Freien trocknen
• bei in der Nacht geöffnetem Schlafzimmerfenster Pollenschutzgitter am Fenster anzubringen
• Pollenfilter im Auto und Staubsaugerfilter regelmäßig zu wechseln

Grundsätzlich sollte beim Thema Allergie und Sport immer die Frage gestellt werden, was unser Immunsystem stark und fit hält.

Verhaltensweisen für ein gesundes Immunsystem sind:

• Spaß statt Stress
• Setzen Entspannungstechniken ein (PMR, Yoga, Qi gong, …)
• Bewältige Deine Konflikt, spreche Ärger und Probleme aus
• zeige Emotionen, unterdrücke keine Gefühle, lass alles heraus
• übe Dich in Achtsamkeit, lebe im Hier und Jetzt, genieße den Momente
• schaffe Inseln der Ruhe und Entspannung im Alltag (Power Napping, kurze Auszeiten, …)
• Lache viel
• Visualisiere und rufe Dir positive Bilder hervor

Was hält unser Immunsystem sonst noch gesund und leistungsfähig:

• Gesunde Ernährung (auch wenig Alkohol)
• Kneippen mit Kaltanwendungen
• Gesunder ausreichender Schlaf
• Normalgewicht
• Normaler Blutdruck und normale Blutzuckerwerte
• Keine Antibiotika, gute Darmflora
• Gute Stressverarbeitung

Der wesentlichste Punkt für ein starkes Immunsystem ist aber immer wieder eine gesunde wohl dosierte Bewegung, also aerobe Belastungen (die letztendlich auch wiederum für eine gute Stressverarbeitung wichtig sind). Was wohldosiert“ und „aerob“ in Deinem Falle bedeutet, kannst Du in einer Stoffwechsel- und Leistungsdiagnostik herausfinden.

 

*Literaturquelle:  Karbach, U., Mosler, N.: „So behandeln Sie Allergien einfach und konsequent.“ In: Arzt und Wirtschaft 2016.

Ernährung: Die Energiespritze für das Immunsystem

Ernährung: Die Energiespritze für das Immunsystem

Beim Thema Allergien geht es auch darum, was man essen darf und was man nicht verträgt. Pollenallergiker müssen oft auch beim Essen aufpassen, da hier gerne Kreuzallergien auftreten; so kann z.B. eine Allergie auf Haselnusspollen die Immunabwehr beim Essen von einem Apfel auf den Plan rufen. Insgesamt ist dies aber ein sehr individuelles Thema.

Wir möchten die Thematik „Allergie und Ernährung“ auf eine andere Weise angehen:

Mit welchen Lebensmitteln stärke ich mein Immunsystem?

Wir empfehlen hier vor allem pflanzliche Kost, insbesondere Gemüse: Denn diese enthalten in einer Vielzahl Sekundäre Pflanzenstoffe, die für das Immunsystem von entscheidender Bedeutung sind, gleichzeitig viele für sportliche Aktivitäten wertvolle Vitamine und Mineralstoffe enthalten.

Achte generell beim Essen darauf, bunt zu essen, also möglichst alle Ampelfarben (rot, gelb, grün) auf den Speiseplan zu setzen. Als Nahrungsmittel zum Aufbau und zur Stärkung des Immunsystems seinen allen voran Kohl und Karotten genannt, die durch ihr Beta-Karotin sowie viele weitere Stoffe punkten. Lauch enthält wertvolle Folsäure, Tomaten enthalten den Pflanzenstoff Lycopin, Kurkuma das Curcumin und Grüner Tee die Catechine, alles wertvolle Stoffe für das Immunsystem. Beeren punkten durch eine Vielzahl an Polyphenolen, die stärkend auf das Immunsystem wirken und somit Allergenen die Stirn bieten können. An tierischen Nahrungsmitteln seien wegen der Omega-3-Fettsäuren Lachs, Forelle und Speiseleinöl genannt. Zitrusfrüchte geben dem Ganzen das notwendige Vitamin C dazu.

Für den Darm, den größten und wichtigsten Teil unseres Immunsystems (siehe auch die vergangenen Blogartikel vom April), sind Naturjogurts mit frischem Obst, aber auch Kefir und Quark, wertvoll. Lass Dir die Energiespritze für das Immunsystem schmecken!

Training: Outdoor-Sport trotz Pollenallergie?

Training: Outdoor-Sport trotz Pollenallergie?

Wir sind schon mitten in der Pollensaison und so manchen Outdoor-Aktien plagt eine laufende Nase, gerötete Augen oder sogar Probleme mit der Atmung; der ein oder andere Allergiker wird sich fragen, ob es denn Sinn macht, zu dieser Zeit Sport im Freien zu machen. Durch sportliche Betätigung atmet man häufiger und tiefer, was natürlich auch Allergene und Pollen intensiver in den Körper führt; dadurch ist man der Pollenbelastung besonders stark ausgesetzt. Was tun? Sportliche Enthaltsamkeit ist sicher nicht die Lösung, denn wohl dosierte körperliche Aktivität stärkt ja generell das Immunsystem und ist somit auch hilfreich bei Allergien.

Wie ist somit die Strategie für den sportlich aktiven Menschen, der seine Outdoor-Einheiten nicht missen will?

Sicherlich macht es für Allergiker Sinn, die sportlichen Aktivitäten auf pollenärmere Tageszeiten zu verlegen; dies wäre z.B. in städtischen Gegenden morgens, in ländlichen Gegenden eher abends; hier liegt weniger Pollenflug als um die Mittagszeit vor. Günstig wäre auch regnerisches Wetter, da der Regen die Luft von den Pollen reinigt. In den Bergen nimmt die Pollenbelastung insgesamt mit steigender Höhe ab, am Meer ist die Konzentrationen im Allgemeinen auch geringer. Günstig ist auch das Laufen im Nadelwald: Hier sind weniger Pollen unterwegs als an Wiesen-, Wald- und Ackerrändern.

Es besteht auch die Möglichkeit, die Symptome einer Allergie mit Medikamenten zu lindern. Allergiemedikamente wie Nasensprays, Augentropfen und Asthmasprays sind bereits vor der Trainingseinheit anzuwenden, ebenso Salben für Sonnenallergiker. Die individuelle Dosierung sollte natürlich in Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen. Antihistaminika wirken hierbei gegen alle Formen von allergischem Schnupfen. Sie unterdrücken das Histamin, einen Botenstoff des Körpers, der für die Entzündungsreaktion verantwortlich ist; an Nebenwirkungen sind Müdigkeit und Mundtrockenheit bekannt. Kortison wird eher bei schweren Allergien eingesetzt, meist lokal als Spray.

Hilfreich ist bei vermehrter Pollenexposition zudem, die Belastungsintensität, also den Trainingspuls abzusenken. Hier empfehlen wir den unteren GA1-Bereich oder REKOM-Bereich; diese Trainingsbereiche werden in einer Stoffwechsel- und Leistungsdiagnostik ermittelt. So ist die Gefahr von Atemnot äußerst gering. Die Absenkung der Trainingsintensität hilft auch dabei, den Bedarf an Luft über die Nasenatmung abzudecken. Das hat den positiven Nebeneffekt, dass die Luft angewärmt, angefeuchtet und vor allem gereinigt wird.

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