Schilddrüsenerkrankungen und körperliche Aktivität

Schilddrüsenerkrankungen und körperliche Aktivität

„Eine Unterfunktion der Schilddrüse macht dick und unglücklich“, beginnt der Fokus seinen Artikel über die Schilddrüse. Dabei seien Frauen 5x häufiger von Schilddrüsenerkrankungen betroffen als Männer, die Häufigkeit nimmt besonders in der zweiten Lebenshälfte zu. Vor allem die Psyche gerät in Aufruhr, wenn sie nicht richtig funktioniert.

Kleine Drüse, große Wirkung

Die Schilddrüse ist ein schmetterlingsartiges Gebilde, das sich auf der Mitte des Halses befindet und sich um den Kehlkopf schmiegt. Ihre Aufgabe ist es, Hormone zu bilden, die die Körperfunktionen steuern. Produziert die Schilddrüse zu wenig Hormone, so geht dies häufig mit chronischer Müdigkeit einher, es können Konzentrationsstörungen auftreten, die Laune ist oft im Keller. Frösteln im Hochsommer ist bei einer Fehlfunktion der Schilddrüse nicht selten, der Stoffwechsel ist oft träge und man nimmt trotz Diät und wenig essen zu. Eine Folge der Schilddrüsenunterfunktion, häufig durch Jodmangel bedingt, ist, dass sich die Schilddrüse vergrößert, was dann oft auch von außen sichtbar wird.

Hashimoto & Co. – Fehlfunktionen der Schilddrüse

Bei Fehlfunktionen der Schilddrüse kommt häufiger eine Unter- als eine Überfunktion vor. Etwa ein Drittel der bundesdeutschen Bevölkerung leidet unter einer sog. Jodmangelstruma, also einer durch zu wenig Jod veränderten Schilddrüse. An zweiter Stelle der Schilddrüsenerkrankungen liegt die sog. M. Hashimoto: Hier liegt eine chronische Schilddrüsenentzündung vor, eine der häufigsten Autoimmunerkrankungen des Körpers, die gerne auch schon im jüngeren Alter vorkommt. Es werden hierbei „irrtümlich“ Antikörper gegen Schilddrüsengewebsstrukturen produziert, wodurch es auf der Schilddrüse zu einer Entzündungsreaktion kommt. Langfristig führt dies dann zu einer Unterfunktion der Schilddrüse. Aber auch M. Basedow kommt nicht selten vor, hier irritieren falsche Antikörper im Körper die Schilddrüse und bedingen zumeist eine Schilddrüsenüberfunktion. Bei der funktionelle Autonomie kommt es zu einer unkontrollierten Hormonproduktion der Schilddrüse.

Du kannst dich trotzdem bewegen!

Aber auch mit Schilddrüsenerkrankungen kann Sport getrieben werden; im akuten Entzündungsstadium muss natürlich eine strikte Sportpause eingelegt werden, aber bei chronisch entzündlichem Verlauf darf man sich durchaus bewegen; besonders hier ist es aber sehr wichtig, vernünftig mit der Krankheit und vor allem der damit geplanten sportlicher Aktivität umzugehen. Denn hier ist das Maß der Bewegung der entscheidende Faktor, dass die Schilddrüse nicht negativ beeinflusst wird.

Lasse daher die Schilddrüsenwerte regelmäßig von Deinem Arzt kontrollieren; bei unserer Stoffwechsel- und Leistungsdiagnostik kannst Du diese Werte als Zusatzoption ebenfalls bestimmen lassen. Dies ist vor allem angezeigt, wenn Deine Herzfrequenzen unter Belastung sehr hoch sind oder aber typische Symptome wie chronische Müdigkeit, Konzentrationsstörung oder auch eine unerklärliche Gewichtszunahme bestehen. Gerne beraten wir Dich in diesen Themen.

Fotocredit: Emma Simpson

Ernährung: Esse so, dass die Schilddrüse gesund bleibt

Ernährung: Esse so, dass die Schilddrüse gesund bleibt

Eine gute Ernährung kann eine Funktionsstörung der Schilddrüse verhindern, sie aber nicht behandeln. Hierbei ist vor allem Jod wichtig, denn das ist der „Treibstoff“ für die Schilddrüse bei der Produktion von Hormonen. Leider haben wir hierzulande Jodmangelgebiet, verwende daher immer jodiertes Speisesalz; zudem solltest Du regelmäßig Seefisch (z.B. Lachs, Schellfisch, Thunfisch etc.) und Meeresfrüchte (Krabben, Garnelen, Muscheln usw.) essen, evtl. auch mal Algen. Nimm diese schilddrüsenfreundlichen Nahrungsmittel mindestens 1x, besser 2x/Woche zu Dir, denn so kannst Du Deinen Jodbedarf über die Ernährung decken. Der Urlaub am Meer tut nicht nur der Seele, sondern auch der Schilddrüse gut, dort ist die Luft schon etwas jodhaltig.

Das braucht deine Schilddrüse außerdem

Eine gesunde Schilddrüse braucht aber nicht nur Jod, sondern auch noch andere Stoffe: Hier sind Selen, Eisen und Vitamin A wichtig. Selen findest Du in tierischem Eiweiß (Fleisch), Pilzen und Nüssen. Eisen findet sich ebenfalls viel in tierischen Lebensmitteln und ist darin auch für den Körper leichter resorbierbar (also aufnehmbar) als pflanzliches. Gute tierische Eisenlieferanten sind Rind und Kalbfleisch, pflanzliche Quellen sind Grüntee, Amaranth, Linsen, Haferflocken und Kartoffel. Ein hochwertiger Vitamin A-Lieferant ist Leberfleisch und Eigelb, es findet sich als Provitamin A aber auch in Karotten, Spinat und Aprikosen.

Verluste schluckweise ausgleichen

Für sportlich aktive Menschen ist es natürlich auch wichtig, ausreichend zu trinken; 2-3 Liter pro Tag wären ideal, zusätzlich ein Liter mehr pro einer Stunde sportlicher Aktivität. Mit vermehrtem Schwitzen und Trinkmenge gehen natürlich auch Mineral- und somit Jodverluste einher, vor allem bei den Ausdauersportlern. Auf keinen Fall sollte aber die Trinkmenge aus Angst vor Jodverlusten eingeschränkt werden. Der Verlust an Jod kann durch eine abwechslungsreiche Ernährung ausgeglichen werden.

Fotocredit: Janeris Marte

Was hat die Schilddrüse mit dem Hochpulser zu tun?

Was hat die Schilddrüse mit dem Hochpulser zu tun?

Nicht selten kommen sog. „Hochpulser“ zu uns zur sportmedizinischen Leistungsdiagnose. Hier gilt es natürlich zu klären, ob der Mensch tatsächlich ein Hochpulser ist oder sich aber nur an die chronisch zu hohen Pulswerte im Training gewöhnt hat.

Bestätigt sich, dass der Proband (oder die Probandin, bei Frauen kommt die Hochpusigkeit weitaus häufiger vor) tatsächlich so hohe Pulswerte hat und auch mit diesen hohen Pulswerten unterwegs sein darf, ist aber trotzdem ein Blick auf die Schilddrüse und die Schilddrüsenwerte im Labor wichtig. Denn die hohen Pulswerte können auch durch eine Überfunktion der Schilddrüse bedingt oder zumindest teilweise begünstigt werden.

Deine Schilddrüse mag keinen hausgemachten Stress

Grundsätzlich gibt es viele Wechselwirkungen zwischen den Lebensgewohnheiten und der Schilddrüse: Wer seine Schilddrüse langfristig gesund halten will, der sollte einerseits auf ein paar wichtige Aspekte in der Ernährung achten, um die Schilddrüse mit den für sie wichtigen Stoffen zu versorgen. Die Details dazu findest Du im Blogartikel der nächsten Woche. Gleichzeitig sollte der Mensch einen gesunden Umgang mit Stress haben. Stress macht nicht grundsätzlich krank, auch unsere Urzeitmenschen hatten Stress, wenn ihnen der Säbelzahntiger auf der Ferse war. Nur ist das Maß des heutigen Stresses oft auf einen Dauerlevel gestiegen, der nicht mehr gesund ist. Gleichzeitig ist die Stressverarbeitung bei vielen Menschen nicht mehr gegeben, weil sie sich im Gegensatz zu Urzeitmenschen gar nicht oder viel zu wenig bewegen; es kann aber auch das Gegenteil der Fall sein, dass sich gestresste Leute draußen im Wald beim Sport genauso stressen und viel zu schnell und zu hochpulsig unterwegs sind. Genau das mag die Schilddrüse nämlich auch nicht: Denn im Sport zu übertreiben und zu häufig, zu viel und vor allem zu hohen Pulswerten unterwegs zu sein kann auch eine Überfunktion der Schilddrüse hervorrufen oder zumindest begünstigen.

Ruheinsel Bewegung

Um zu sehen, welches Sportpensum zu einem persönlich passt, ist eine sportmedizinische Stoffwechsel- und Leistungsdiagnose ideal. Neben der Beurteilung der aktuellen Fitness sehen wir, ob die Intensität, die Dauer und die Häufigkeit der Trainingseinheiten des Probanden richtig gewählt wurden. Und dabei lohnt auch ein Blick auf den beruflichen und privaten Alltag des Probanden: Denn je stressiger sein Job und seine privaten Lebensumstände sind, desto mehr sollte die sportliche Aktivität eine Insel der Ruhe und Erholung für ihn sein; hier sollte der Betroffene Energie für seinen Alltag tanken können. Erst dann ist eine sportliche Aktivität auch gesund und für die Schilddrüse ideal. Denn Stress verkraftet die Schilddrüse auf Dauer nicht, da braucht es nicht zu verwundern, wenn diese negativ reagiert.
Ein hochwertiges Sportprogramm ist also ideal zum Schutz der Schilddrüse. Was bedeutet das? Die Runners World konstatiert dazu:

„Neben einer kontrollierten Jodversorgung ist Ausdauersport ideal, den Stoffwechsel und damit die Schilddrüsenfunktion anzuregen.“

Unser Fazit: Gehe regelmäßig zum Laufen oder Radeln, übertreibe es aber nicht.

 

Photocredit: lucas Favre

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