Körperliche und seelische Belastungen von Pflegekräften

Körperliche und seelische Belastungen von Pflegekräften

Pflegekräfte haben zu Corona-Zeiten außerordentlich viel geleistet:

Sie haben die ambulante und stationäre Versorgung aufrechterhalten, sich (und auch ihre Familien) gleichzeitig einem gesundheitlichen Risiko ausgesetzt. Löblicherweise erkennt der Staat dies mit einer Bonuszahlung an, ein Tropfen auf den heißen Stein? Es bleibt zu hoffen, dass sich in den Köpfen unserer Bevölkerung und vor allem der Politiker festgemeißelt hat, wie wichtig diese Berufsgruppe für unser Gesundheitssystem ist und es letztendlich zu einer Aufwertung dieser wichtigen Personen kommt.

Die Arbeitsbedingungen für unsere Pflegekräfte sind zweifelsohne schwer:

Sie arbeiten im Schichtbetrieb, haben einen hohen Arbeitsdruck bei oft magerer Bezahlung. Das bleibt natürlich nicht ohne Folgen, es schlägt sich in der Krankheitsstatistik nieder, denn eine solche Tätigkeit bringt hohe körperliche sowie psychische Belastungen mit sich. Der Springer-Artikel resümiert: „Die Berufe in der Gesundheits- und Krankenpflege sind seit vielen Jahren die gesundheitlich mit am stärksten belastete und beinträchtigste Berufsgruppe in Deutschland.“ Wen wundert es dann, dass es immer weniger deutsche Staatsbürger gibt, die eine solche Belastung auf sich nehmen wollen?
Corona mit den Reisebeschränkungen und Grenzschließungen hat auch gezeigt, wie abhängig wir inzwischen von Pflegekräften aus den osteuropäischen Ländern sind. Viele Familien, deren Angehörige zu Hause mit einer Kraft aus dem Ausland gepflegt werden, kamen hier arg in die Bredouille, wenn die Pflegekraft ad hoc wegen Grenzschließung in die Heimat wollte und kein „Nachschub“ mehr wegen Grenzschließung kam. Das war für die Familien, die ihren Angehörigen den Luxus bieten, zu Hause unter Betreuung ihren Lebensabend zu verbringen, eine enorme Herausforderung, oft nicht ohne Folgen für den beruflichen Alltag.

Wie sieht die aktuelle Situation unserer Pflegekräfte in Deutschland aus?

Laut einer Studie von Badura et al.1 hat sich in der Krankenhauslandschaft von den 90er Jahren zur heutigen Zeit ein tief greifender Strukturwandel vollzogen, der sich gravierend auf die Bedingungen der Beschäftigten auswirkt. Er führt an, dass es in 1992 gerade mal 369 private Krankenhäuser gab, 2011 schon fast eine Verdoppelung mit 677. Die Zahl der Krankenhäuser sank insgesamt von 2.381 auf 2.041. Damit die Krankenhausbetreiber eine Dividende für sich herausholen, erleben die Beschäftigten eine „massive Veränderung der Rahmenbedingungen ihres Arbeitsfeldes“. Die Zahl der beschäftigten Pflegekräfte sank laut statistischem Bundesamt bundesweit von 331.301 auf 310.484. Gleichzeitig stieg die Patientenzahl von 14,9 auf 18,3 Millionen, die durchschnittliche Verweildauer sank von 13,9 auf 7,7 Tage. Dabei sieht die Situation in privat betriebenen Krankenhäusern noch verheerender aus.

Im Bereich der Pflegebranche hinterlässt der demographische Wandel ebenfalls Spuren:

Es ist eine spürbare Zahl von Pflegebedürftigen zu verzeichnen, gleichzeitig sind die fachlichen Anforderungen an die Pflegekräfte enorm gestiegen, da bei sehr betagten Menschen oft eine (im Fachjargon der Mediziner) Multimorbidität (= mehrere Erkrankungen auf einmal, die zum Tode führen können) vorliegt. Die Krux an der Situation der Pflegebeschäftigten ist, dass diese in steigendem Alter zunehmend Probleme mit der Schichtarbeit bekommen, speziell wird ein gesunder und erholsamer Schlaf immer schwerer, was körperliche Symptome mit Erschöpfung, Appetitmangel oder auch starker Gewichtszunahme sowie auch psychische Erkrankungen (v.a. Depressionen) nach sich zieht. Gerade diese Pflegekräfte sind aber für die Altenheime durch ihre langjährige Erfahrung besonders wichtig. Die Politik reagiert 2018 mit dem Pflegepersonal-Stärkungsgesetz, macht Gelder frei und sorgt für eine bessere Vergütung. Der erhoffte Effekt ist aber mager, und vor allem ist das Arbeitsfeld weiter unattraktiv, was sich in der ausbleibenden Nachbesetzung der Stellen ausscheidender älterer Mitarbeiter durch Nachwuchskräfte zeigt. Es gilt daher, das Tätigkeitsfeld einer Pflegekraft weiter aufzuwerten und die Arbeitsbedingungen attraktiver zu gestalten. Gleichzeitig sind Maßnahmen zur Betrieblichen Gesundheitsförderung von elementarer Bedeutung, damit ältere Pflegekräfte gesünder sind und länger in ihrem Beruf arbeiten sowie durch einen guten Ausgleich wieder mehr Freude an ihrem Beruf, auch bis ins Rentenalter, haben.

 

Literatur:
1.      Badura et al.: Fehlzeiten-Report 2013, DOI 10.1007/978-3-642-37117-2_17, Heidelberg 2013

2.      „Wann ist Schicht“ Tipps und Empfehlungen für Beschäftigte. Broschüre Techniker Kasse
3.      https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-642-37117-2_17

Gesunde Ernährung trotz Schichtarbeit

Gesunde Ernährung trotz Schichtarbeit

„Der Magen arbeitet in Tagschicht“, so beginnt die Broschüre der Techniker Kasse zum Thema Essen und Schichtarbeit. Was bedeutet das? Wichtiges Gebot ist es, schwere Mahlzeiten wie fettreiches Essen vor allem während der Nacht zu vermeiden. Nimm Dir auch ausreichend Zeit zum Essen; halte Deine Pausenzeiten ein, entferne Dich von Deinem Arbeitsplatz und nutze die Arbeitsunterbrechung, um in Ruhe und Muse Dein Essen genießen zu können.

Im Drei-Schicht-Betrieb beginnen die Arbeitszeiten in der Regel in der Frühschicht um 5.00 / 6.00 Uhr und gehen bis 13.00 / 14.00 Uhr, in der Spätschicht um 13.00 / 14.00 Uhr bis 22.00 / 23.00 Uhr und in der Nachtschicht von 18.00 / 19.00 Uhr bis 4.00 / 5.00 Uhr.

Gesund essen im Schichtbetrieb

Für die Frühschicht bietet sich eine Zwischenmahlzeit nach 2-3 Arbeitsstunden an und eine Hauptmahlzeit am späten Vormittag. Für die Spätschicht empfehlen wir eine Zwischenmahlzeit am Nachmittag und eine Kaltverpflegung am Abend. Das Essen in der Nachtschicht kann mit einem leichten Abendessen beginnen, das Dich fit für die kommenden Arbeitsstunden macht. Gegen Mitternacht, wenn das Leistungstief kommt, könnte eine leichte warme Mahlzeit stehen, also mageres Fleisch oder Fisch. Fettreiche Mahlzeiten machen hier müde, dann werden die kommenden Arbeitsstunden bis zum Feierabend in der Früh mühsam. Richtung Ende der Nachtschicht, also um 4.00 / 5.00 Uhr kann noch eine Zwischenmahlzeit geplant werden, hier empfehlen sich Obst, Kompott, Jogurt, Salate oder auch eine warme Brühe. Das hält auch zum Ende der Arbeitsnacht die Konzentration und Leistungsfähigkeit hoch. Die Hauptmahlzeit sollte dann nicht nach Feierabend und vor dem Schlafengehen eingenommen werden, denn das kann den Schlaf deutlich stören. Leg Dich nach der Nachtschicht in´s Bett (… oder mach zuvor noch eine kurze lockere entspannende Bewegungsrunde) und nehme die Hauptmahlzeit dann erst nach dem Aufstehen zu Dir, denn Dein Darm arbeitet nur in der Tagschicht.

Trinken nicht vergessen, aber das richtige!

Achte vor allem auf Deine Trinkmenge: Durch die unregelmäßigen und sich schiebenden Arbeitszeiten schaffen es viele im Schichtdienst Tätige nicht, ein regelmäßiges Trinkverhalten beizubehalten. Daher ist es besonders für in der Schicht arbeitende Menschen wichtig, regelmäßig und ausreichend zu trinken. Natürlich ist hier Wasser, egal ob gesprudelt oder naturell, am besten, gerne auch mit etwas Saft gespritzt. Cola und Limonaden sollten wegen des hohen Zuckergehalts möglichst vermieden werden, da der kurzfristig hohe Zuckeranstieg im Blut und somit Anstieg des Insulinspiegels dafür sorgt, dass der Blutzucker in Fette umgewandelt wird, die dann in die Depots an Hüfte und Bauch kommen. Solltest Du darauf nicht verzichten wollen, muss das Bewegungsprogramm umso umfangreicher sein, um eine Gewichtszunahme zu vermeiden. Ideal wäre ausschließlich Wasser und gute gesunde Bewegung im aeroben Bereich, denn so hältst Du spielend Dein Wohlfühlgewicht.

Optimales Training bei Schichtarbeit

Optimales Training bei Schichtarbeit

Ein Training für eine / einen SchichtarbeiterIn, egal ob Pflegekräfte, Polizisten oder Angestellte in der Produktion, findet natürlich immer zu wechselnden Trainingszeiten statt. Das muss aber nicht ein Nachteil sein, denn gerade in den Wintermonaten bietet die Schichtarbeit die Möglichkeit, auch an den Arbeitstagen beim Tageslicht seinen Bewegungsaktivitäten nachgehen zu können. Gerade Frauen schätzen diesen Vorteil, wenn sie nicht in der Dunkelheit und mit Stirnlampe trainieren müssen.

Tageslichttraining unterstützt gesunden Schlaf

Ein Training bei Tageslicht hat auch den unschätzbaren Vorteil, dass das Schlafhormon Melatonin einreguliert wird. Und mit einem gesunden Schlaf haben ja viele Schichtarbeiter, besonders wenn sie ein fortgeschrittenes Alter erreichen, Probleme. Sieh also zu, dass Du bei Deinem Bewegungsprogramm viel an die frische Luft kommst, um durch Deine Aktivitäten einen guten Schlaf zu bewirken. Besonders nach der Nachtschicht empfinden viele Schichtarbeiter eine lockere Einheit als äußerst wertvoll: Sie berichten, dass man hier nach einer anstrengenden Nachschicht gut runterkommt und der Schlaf ideal gefördert wird. Wichtig ist hierbei aber, dass es wirklich eine lockere und entspannte Trainingseinheit ist, denn hartes intensives Training kann den Schlaf im Nachgang stören. Das Ausdauertraining im langsamen Tempo (sog. aerobe Belastung im Fettstoffwechselbereich) ist also zentraler Bestandteil einer gesunden Aktivität.

Zwei Säulen: Ausdauer & Kraft

Ein gutes Bewegungsprogramm steht aber auf zwei Säulen, neben den Aktivitäten zur Verbesserung Deiner Ausdauer empfehlen sich auch Kräftigungseinheiten und Dehnübungen. Gerne stellen wir Dir aus einer Diagnostik (Rumpfkraftanalyse) ein wirkungsvolles auf Deine muskulären Defizite abgestimmtes Workout zusammen. Vom zeitlichen Umfang her ist ein kurzes (Tagesschaulänge reicht) zweimal die Woche durchgeführtes Gymnastikprogramm schon äußerst wirkungsvoll.

Wenn Dir der Schweinehund bei Deinen anvisierten Bewegungseinheiten dazwischen kommt, dann nehme den Schichtplan zur Hand und trage dort Deine von Dir geplanten Aktivitäten ein. So ist die Wahrscheinlichkeit, dass Du diese dann tatsächlich umsetzt, bei weitem höher. Ein Training in einer Gruppe, was von der Motivation her hilfreich sein kann (… wenn die Gruppen-/ Vereins-/ Mannschaftsmitglieder nachfragen, wenn man mal „geschwänzt“ hat), ist bei Schichtarbeit etwas schwieriger, da ja aufgrund der Schichten schon einige gemeinsame Einheiten zum Opfer fallen.

Wie oft nun in der Woche trainieren?

Das hängt sehr davon ab, was Du erreichen möchtest, wie lange die vielleicht zuvor bestehende Sportpause war, welches Pensum in Deinem Alltag machbar ist und vor allem wie viel Bewegung Du sonst schon im Alltag hast. Wenn Du beispielsweise Deine täglich „Hunderunde“ gehst, keine Treppe auslässt, ab und an mit dem Rad zur Arbeitsstätte fährst und Dich im Arbeitsleben noch viel bewegst bzw. körperlich arbeitest, dann reichen bereits wenige Einheiten (2x/Woche), um die Fitness weiter auszubauen.

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